Queer Clubs in Tokio

Gay Clubs in Tokyo

Von schweißtreibenden Techno-Partys bis zu spätnächtlichen Drag-Shows: Diese queeren Clubs in Tokio, bilden eine aufstrebende Szene, die Raum für trans und nicht-binäre Gemeinschaften in Japan schafft.

Shibuya Club

Der Shibuya Club ist klein, aber voller Leben. Bunte Lichter kreisen über den Tanzflächen, auf denen blau- und grünhaarige Gestalten tanzen. Tattoos, dicke Eyeliner und Lippenstifte in Pink und Türkis prägen das Bild. Gespräche auf Japanisch, Portugiesisch und Englisch mischen sich mit Techno-Beats. An den Wänden hängen Pride-Fahnen und politische Plakate mit Botschaften wie „Trans Rights Are Human Rights“ und „Es gibt kein LGB ohne das T“. Ein rotes Banner zeigt durchgestrichene Begriffe wie „Cisnormativität“, „Heterosexismus“ und „Kolonialismus“.

In Tokio wirkten die scheinbar ruhigen Jahre des COVID-19-Lockdowns wie ein Dampfkessel für die explodierende Szene queerer Club-Events. Heute können Nachtschwärmer aus einer Vielzahl von Angeboten wählen, von alternativen Hotspots wie Department H über künstlerische Partys wie Waifu bis hin zu lauten, schweißtreibenden Techno-Raves wie Slick und Switch. Diese Events sind politisch – Queerness ist immer politisch. Sie verbreiten Botschaften der Sexpositivität, der queeren Befreiung und des Empowerments von Frauen. In einer Stadt wie Tokio, die für ihre vielfältigen Subkulturen bekannt ist, findet jeder seinen Platz.

Department H

Ein alter dreistöckiger Theaterclub, verblichene Blumenmuster auf den Teppichen und ein Publikum in knapper Kleidung, das einem Mann zusieht, der sich in einem Blumenhaufen wälzt – willkommen im Department H.

Tokios größter und am längsten bestehender Kink- und Fetisch-Club ist ein Paradebeispiel für Tokios Tradition queerer Subkulturen. Geführt von Cartoon-Illustrator und Partyveranstalter Gogh Imaizumi und Drag-Queen Maruyacco, zieht Department H eine bunte Mischung aus Latex-Fans, Drag-Queens und Monster-Cosplayern an. Auf der Bühne gibt es Drag-Wettbewerbe, Kontorsionisten und choreographierte Wrestling-Kämpfe. Gelegentlich werden sogar Fisting 101″-Workshops angeboten.

Department H wurde 1993 während der japanischen Rezession nach dem Platzen der Wirtschaftsblase gegründet. In einer Zeit, in der viele Angestellte in unbefriedigenden Jobs feststeckten, wurde der Club zu einem geheimen Zufluchtsort. Hier könnten sie dem grauen Büroalltag entfliehen und sich in die dunkle Pracht der Fetisch- und Queer-Szene stürzen.

„Das Department H ist ein Treffpunkt, ein sicherer Raum, in dem man Fetische ausleben und sich verkleiden kann“, sagt der aus Frankreich stammende Maxim Lebosse, der dort gelegentlich als Drag Queen und DJ arbeitet. „Es ist ein bisschen wie eine Freakshow mit Drag-Queens und einem Moderator, der als Sicherheitsmann fungiert. Wir schützen die Leute und sorgen für Harmonie.

Obwohl Department H kein ausschließlich queerer Club ist, hat er die alternative und queere Szene Tokios auf natürliche Weise zusammengebracht. Insbesondere Trans-Frauen, nicht-binäre Menschen und andere, die sich nicht in Kategorien einordnen lassen, haben hier einen Ort gefunden, an dem sie ihre Identität erforschen können. Die einzigen Regeln sind die Ablehnung gesellschaftlicher Konventionen und gegenseitiger Respekt.

Waifu

Tokios moderne Queer-Szene ist im Aufschwung. Das 2019 gegründete Waifu war das erste einer neuen Welle politischer queerer Clubveranstaltungen. Betrieben von einem Team aus fünf Frauen, darunter Elin McCready und DJ Chloe Danslaville, sollte Waifu einen Raum jenseits von Shinjuku Ni-chōme schaffen. Dort dominierten Clubs für schwule Männer, was viele genderqueere und transsexuelle Menschen ausschloss.

Nach einem Vorfall, bei dem McCready der Zutritt zu einer Lesbenbar verweigert wurde, beschloss das Team, eine eigene Veranstaltung zu organisieren. Von Anfang an richtete sich Waifu an Menschen aller Geschlechter und sexuellen Orientierungen. Die Veranstaltungen ziehen ein bunt gemischtes Publikum an: Drag Queens, Studierende, DJs und Künstler.

Waifu veranstaltete auch Workshops über Consent, Vorträge über Trans-Rechte und verkaufte Zines zu feministischen Themen. Der Club ist nicht nur eine Party, sondern auch ein Ort des Aktivismus.

Slick und Switch – radikale Queer-Raves

Slick und Switch bieten eine wildere Alternative zu Waifu. Das 2020 gegründete Slick setzt auf Raves im Freien mit lauter Musik und einer erotischeren Atmosphäre. Hier kann man frei sein, solange niemand verletzt wird.

Switch, gegründet 2021, verfolgt einen ähnlichen Ansatz, legt aber besonderen Wert auf radikale Selbstentfaltung.

Ein Ort der Freiheit und des Selbstausdrucks

Ein Besuch in Tokios queeren Clubs wirkt wie ein Blick in eine utopische Zukunft: gesellschaftliche Konventionen aufgelöst und kreative Freiräume. Die Vielfalt von Veranstaltungen wie Department H, Waifu, Slick und Switch zeigt, dass es Orte gibt, an denen Menschen ihre Identität frei entdecken und feiern können.

In einer Zeit, in der queere Identität oft mit Kämpfen um Sichtbarkeit verbunden ist, bieten diese Clubs dringend benötigte Zufluchtsorte. Hier erleben die Menschen eine Welt, in der Befreiung, Chaos und Kreativität gefeiert werden – ein Raum, in dem man sich von allen Seiten umsorgt fühlt.

Veröffentlicht von

Mario

Hallo, mein Name ist Mario. Ich wohne in Minden (Nordrhein-Westfalen) und bin ein schwuler Reiseblogger. Mit dieser Seite möchte ich versuchen, das Reisen für LGBTQ+-Personen einfacher zu machen. Dazu stelle ich dir die besten Gay Hotels weltweit vor. Außerdem berichte ich im Blog von meinen eigenen Reiseerfahrungen und verrate dir hilfreiche Tipps zum Thema Gay-Reisen. Ich hoffe, meine Leser zu inspirieren, aufzuklären, Sicherheit zu fördern und mehr queere Menschen zum Reisen zu bewegen! Suchst du nach einer Unterkunft oder Aktivitäten für deine nächste Gayreise? Schaue dir doch mal meine Top-Reisetipps für Gays über die Navigation rechts oben (Desktop-Version) an.

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